Auszeichnung gemeinsam mit Brenda Schulman vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried – Grundlegende Arbeiten zum zellulärem Recyclingsystem durch Ubiquitin – Preisgeld 500.000 Schweizer Franken
Für
seine Beiträge zur Erforschung eines der zentralen Regulationssysteme der
Zelle, des Ubiquitin-Systems, wird Prof. Ivan Đikić, Direktor des Instituts für
Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt, mit dem Louis-Jeantet-Preis für
Medizin ausgezeichnet. Der Preis wird Đikić gemeinsam mit seiner
Kooperationspartnerin Prof. Brenda Schulman vom Max-Planck-Institut für Biochemie
in Martinsried bei München verliehen. Dies gab die schweizerische
Louis-Jeantet-Stiftung heute bekannt. Der Louis-Jeantet-Preis für Medizin gehört
zu den renommiertesten Auszeichnungen für die biomedizinische Forschung und ist
mit 500.000 Schweizer Franken (etwa 500.000 Euro) dotiert.
FRANKFURT. Für Wachstum, Stoffwechsel und
Signalverarbeitung benötigen die Zellen unseres Körpers Tausende Proteine, die
sie in orchestrierten Prozessen herstellen und auch wieder abbauen müssen. Bestimmte
Enzyme, sogenannte E3-Ligasen, hängen kleine Eiweißketten aus
Ubiquitin-Einheiten an defekte, überflüssige oder schädliche Proteine. So
signalisieren sie dem „Schredder“ der Zelle, dem Proteasom, dass die jeweiligen
Proteine wieder in ihre Bestandteile zerlegt werden soll. Seit vielen Jahren
erforscht Prof. Ivan Đikić dieses Ubiquitin-System und entwickelt Methoden, es
auch für die Bekämpfung von Krankheiten nutzen zu können.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt,
gratulierte dem Preisträger: „Mit seinen Pionierarbeiten hat Ivan Đikić gezeigt,
dass die Ubiquitinierung nicht nur Abbau- und Selbsterneuerungsprozesse in der
Zelle steuert, sondern dass es verschiedene Arten von Ubiquitinketten gibt, die
in der Summe in die Regulierung nahezu aller zellulärer Funktionen eingreifen.
Damit hat er unser Verständnis des Ubiquitinsystems radikal erweitert und
dessen Beziehungen zu Krankheiten wie Krebs oder neurodegenerativen Störungen
offengelegt.“
Präsident Schleiff hob außerdem das innovative Anwendungspotenzial
von Đikićs Forschungsarbeiten hervor: „Ivan Đikić ist ein brillanter Forscher.
Er leitet unter anderem den Zukunftscluster PROXIDRUGS, der neue Wege zur
Entwicklung von medizinischen Wirkstoffen auf Basis des Ubiquitinsystems beschreitet.
Auf diese Weise sollen etwa krebsfördernde Proteine gezielt dem zellulären
Abbausystem zugeführt werden, aber das wäre nur eine Möglichkeit der Anwendung.
Dies eröffnet den Weg zu einer völlig neuen medikamentösen Substanzklasse, mit
deren Hilfe sich auch die zahlreichen krankheitsrelevanten Proteine adressieren
lassen, die bisher durch klassische, kleine Moleküle nicht erreichbar sind. Die
Entwicklung solch neuartiger Substanzklassen ist auch ein wichtiges Thema in
unserer Clusterinitiative EMTHERA, die wir zusammen mit der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz gestartet haben und die von Ivan Đikić gemeinsam
mit der Vorjahrespreisträgerin Özlem Türeci geleitet wird."
Đikić sagte: „Ich bin sehr
stolz darauf, den Louise-Jeantet-Preis für Medizin gemeinsam mit meiner
Kollegin und Freundin Brenda Schulman zu erhalten. Ich bin allen Mitgliedern
meines Labors, den Kollegen in Frankfurt und allen Kooperationspartnern auf der
ganzen Welt zu Dank verpflichtet, die bewiesen haben, dass die Kultur der
Zusammenarbeit und des Datenaustauschs nicht nur Freude bereitet, sondern auch
entscheidend für die Förderung wirkungsvoller wissenschaftlicher Entdeckungen
ist. Unsere Forschung hat dazu beigetragen, Frankfurt und die
Goethe-Universität unter den führenden Zentren für biomedizinische Forschung in
Deutschland zu positionieren.“
Ivan
Đikić, Jahrgang 1966, studierte an der Universität Zagreb Medizin und
promovierte an der New York University. Er gründete seine erste unabhängige
Gruppe am Ludwig-Institut für Krebsforschung in Uppsala, bevor er als Professor
für Biochemie an die Goethe-Universität Frankfurt berufen wurde. Seit 2009
leitet Đikić hier als Direktor das Institut für Biochemie II. Von 2009 bis 2013
war er zudem Gründungsdirektor des Buchmann Instituts für Molekulare
Lebenswissenschaften. Im Jahr 2018 wurde Đikić zum Fellow des
Max-Planck-Instituts für Biophysik in Frankfurt ernannt. Er ist Sprecher des
BMBF-geförderten Zukunftsclusters PROXIDRUGS, des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs
1177 zur selektiven Autophagie sowie Co-Sprecher des Clusterprojekts ENABLE und
designierter Sprecher der geplanten Exzellenzinitiative EMTHERA. Ferner konnte
er kürzlich bereits zum dritten Mal einen Advanced Grant des Europäischen
Forschungsrats (ERC) einwerben. Für seine biomedizinische Forschung wurde er
mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem 2013 mit den Gottfried Wilhelm
Leibniz-Preis. Er ist gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der
Wissenschaften Leopoldina, der European Molecular Biology Organization (EMBO) und
wurde außerdem in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen.
Die Schweizer Louis-Jeantet-Stiftung verleiht seit 1986 jährlich
die Louis-Jeantet-Preis an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die
herausragende Forschung auf dem Gebiet der Biomedizin leisten. Die
Preisträgerinnen und -träger müssen in einem der Mitgliedsstaaten des
Europarats tätig sein. Der Louis-Jeantet-Preis für Medizin ist mit 500.000
Schweizer Franken dotiert, von denen 450.000 für die Weiterführung der
Forschung der Preisträger:innen und 50.000 für ihre persönliche Verwendung
bestimmt sind.
Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 26. April 2023, in Genf in
der Schweiz statt.
Link: https://www.jeantet.ch/en/
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/123390769
Bildtext: Prof. Dr. Ivan Đikić.
Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Ivan Ðikić
Institut
für Biochemie II, Universitätsklinikum Frankfurt und Goethe-Universität
Frankfurt
sowie
Buchmann Institut für molekulare Lebenswissenschaften
Tel:
+49 (0) 69 6301-5964
dikic@biochem2.uni-frankfurt.de
Twitter:
@iDikic2
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069
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