Ringvorlesung an der Goethe-Universität zum gesellschaftlichen Umgang mit Ursachen und Wirkungen des Islamismus in Deutschland und Europa
FRANKFURT. Spätestens seit den Attentaten vom 11. September 2001 wird der radikale Islam in westlichen Gesellschaften als unmittelbare Bedrohung wahrgenommen. Kam diese damals noch vorrangig von außen, so sind radikale Strömungen des Islam heute zu einer innergesellschaftlichen Herausforderung geworden. Was sind die sozialen, politischen, kulturellen und historischen Gründe für diese Entwicklung? Und wie wirken sie sich etwa durch Verunsicherungen und Bedrohungen auf das gesellschaftliche Leben aus?
Zur Erforschung dieser Fragen fördert das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) deutschlandweit zwölf Forschungsprojekte in der
RADIS-Förderlinie: Sie betreiben Grundlagenforschung zu den Ursachen und
Wirkungen von Islamismus und Radikalisierung in Deutschland und Europa und
denken dabei die gesellschaftliche Relevanz ihrer Forschung immer mit. In der
Förderlinie erheben rund 100 Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen u.a.
durch Umfragen und Interviews ein umfangreiches Datenmaterial – etwa darüber,
wie muslimische Organisationen nach Anschlägen mit islamistischem Hintergrund
kommuniziert haben, wie Schule und der islamische Religionsunterricht präventiv
gegen islamistische Radikalisierung vorgehen können und welche Rolle Familie
und soziales Umfeld für den individuellen Prozess der Radikalisierung und die
Abwendung von ihm spielen.
Aktuell ist Halbzeit bei den meisten der bis 2025 geförderten
Projekte. Dies nehmen die Forscher*innen zum Anlass, die ersten gebündelten
Ergebnisse ihrer Studien vorzustellen: Die Ringvorlesung
Islamismus
in Deutschland und Europa: Gesellschaftlicher Umgang mit Ursachen und Wirkungen,
findet
statt donnerstags um 18:15 Uhr
auf dem
Uni Campus Westend.
Sie wird organisiert in Zusammenarbeit mit der
Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ der
Goethe-Universität.
Zum Auftakt der Reihe sprechen am 20. April die
Sozialwissenschaftler PD Dr. Özkan Ezli und Prof. Dr. Levent Tezcan von der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter dem Titel „'Man kann den Islam
nur in den eigenen vier Wänden ausleben'. Ressentiment in Theorie und Praxis“.
In ihrem Vortrag geht es darum, wie Diskriminierungs- und Kränkungserfahrungen
in der Einwanderungsgesellschaft verarbeitet werden.
Weitere Vortragende sind der Wissenschaftliche Direktor des
Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität
Hamburg PD Dr. Martin Kahl (Universität Hamburg), Elif Durmaz von der FH
Bielefeld, die Sozialpädagogin Alexandra Schramm (Vechta), Prof. Dr. Mehmet
Kart, Professor für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule, und der
Religionssoziologe und Theologe Dr. Youssef Dennaoui von der RWTH Aachen.
Veranstaltet wird die Vortragsreihe von „RADIS – Transfervorhaben
Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und
Europa“, dem Begleit- und Transferprojekt zur Förderlinie am Leibniz-Institut
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und dem Institut für
interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld in
Kooperation mit der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt.
Politisches Zusammenleben unter Bedingungen der Ungewissheit“. Neben Frankfurt
sind die Universitäten Aachen, Leipzig und Erlangen Orte, an denen die
Ergebnisse des Förderprogramms vorgestellt werden.
Die öffentlichen Vorträge finden im Hörsaalgebäude,
Theodor-W.-Adorno-Platz 5, statt oder im Gebäude der Sprach- und
Kulturwissenschaft (SKW), Rostocker Straße 2. Der Eintritt ist frei.
Die Veranstaltungen im Überblick:
20. April 2023, Hörsaalzentrum HZ 7
"Man kann den Islam nur in den eigenen vier Wänden ausleben".
Ressentiment in Theorie und Praxis
PD Dr. Özkan Ezli / Prof. Dr. Levent Tezcan, Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
11. Mai 2023, Hörsaalzentrum HZ 6
Was bestimmt den (institutionellen) Umgang mit Islamismus in
Deutschland?
PD Dr. Martin Kahl, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an
der Universität Hamburg
25. Mai 2023, Hörsaalzentrum HZ 10
Strategische Kommunikation muslimischer Organisationen nach
Anschlägen mit islamistischem Hintergrund
Elif Durmaz, FH Bielefeld
15. Juni 2023, Hörsaalzentrum HZ 7
Aufgaben und Möglichkeiten des islamischen Religionsunterrichts
und der Schule in der Prävention islamistischer Radikalisierung
Alexandra Schramm, Universität Vechta
29. Juni 2023, Sprach- und Kulturwissenschaft (SKW) – SKW B
Die Rolle von Sozialisationsinstanzen in Prozessen der Hinwendung
zum und Abwendung vom Islamismus
Prof. Dr. Mehmet Kart, IU Internationale Hochschule
6. Juli 2023, Hörsaalzentrum
HZ 13
Umkämpfte Religion: Überbietungskämpfe im Islam und ihre Folgen
dargestellt am Beispiel des Salafismus in Marokko und Deutschland
Dr. Youssef Dennaoui, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Weitere Informationen unter: www.radis-forschung.de/ringvorlesung und https://contrust.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de